Route 1 des Mullerthal Trail, Kleine Luxemburger Schweiz

Seit ich den Mullerthal Trail entdeckt habe, schaue ich mir immer wieder gebannt Berichte, Fotos und Videos dazu an. Fasziniert vom satten Grün der Moos bedeckten Felsen, der Schluchten mit ihren Steintreppen, den Weitblicken über die Region. Es lag also nah, dass ich mich in meinem Urlaub aufmache in das wunderbare Großherzogtum Luxemburg, um mir vor Ort den Trail genauer anzuschauen…Der Mullerthal Trail unterteilt sich in drei Hauptrouten, welche sich wiederum in 12 Sektionen aufgliedern. Die klassische Variante des Trails ist auf sechs Tage verteilt, welche bis auf eine Ausnahme alle um die 20 km umfassen. Auch abhängig von den gewählten Unterkünften. Da ich mit Zelt unterwegs war musste ich etwas anders planen als in der „Standard-Vorgehensweise“, da es im Zwischenziel Moersdorf keinen Campingplatz gibt. So musste ich also ins rund 1,3 km entfernte Born ausweichen, was aber auch auf der Route lag, also kein echter Umweg war.

Am Freitag fuhr ich direkt nach der Arbeit los nach Echternach und konnte somit abends mein Zelt auf dem Campingplatz Alferweiher direkt am Aleferbaach gelegen aufschlagen. Hier fiel mir bereits auf, was sich während meines Aufenthalts in Luxemburg immer wieder zeigte: Die Menschen hier sind super nett und aufgeschlossen. Ein feines Land unser Nachbar! 🙂

Morgens packte ich meine sieben Sachen und parkte mein Auto auf dem Parkplatz der Jugendherberge Echternach. Dort ist das Parken kostenlos und man kann auch für mehrere Tage dort sein Auto abstellen, wie man mir vorher nett per Mail auf meine Anfrage mitteilte. Von dort aus ging es zu Fuß zum Busbahnhof in Echternach, dem Ausgangspunkt der Route.

Erster Tag: Sektion 1 von Echternach nach Rosport

Der Weg führt uns erst mal auf einen Asphaltweg entlang der schönen Sauer, dem Grenzfluss zwischen Luxemburg und Deutschland. Das Thermometer zeigt über 30 Grad an, was aber aufgrund der Schatten spendenden Bäume noch erträglich ist. Die Sonne strahlt mit den Menschen um die Wette. Das Rauschen der Sauer begleitet mich auf den paar hundert Metern auf dem Trail. Irgendwann knickt der Weg nach rechts ab und führt durch den Stadtpark, welcher mit hübsch angelegten Pflanzen und Wegen aufwartet. Durch diesen hindurch geht es dann wieder auf den Asphaltweg die Sauer entlang.

Nach gut 2,7 km quert der Weg eine Art Bundesstraße und führt in den dichten Wald hinein. Schon wenige Augenblicke später wird man vom typischen Mullerthal Trail Charakter eingefangen. Wie ein Märchenwald fühlt es sich an. Alles ist grün und mit Moos bedeckt. Haus hohe Felsen säumen den Weg, welcher als schmaler Pfade oder via sehr alten Steintreppen kreuz und quer, hinauf und hinab führt. Die Vielfalt und satten Farben erschlagen einen fast, Ehrfurcht erfasst mich dort auf meinem Weg umgeben von der üppigen Flora und den mächtigen Gesteinen. Einfach nur schön!

Beim Verlassen des Waldes kommt man erneut auf einen asphaltiertem Weg entlang des Waldrandes und vorbei an Wiesen und Feldern. Das Vieh genießt hier die letzten heißen Tage des Sommers. Nach kurzer Zeit führt der Trail wieder in den Wald hinein, die nächste beeindruckende Schlucht erwartet uns, angenehm kühl außerhalb der Hitze des Tages hier. Wieder begrüßen uns Moos bedeckte Felsen und die typischen Stein- und Holztreppen, welche uns durch die Schlucht durch und auch wieder hinaus begleiten.

Über einen kurzen Abschnitt an Feldern und Wiesen vorbei kommen wir zum fast schon versteckten Eingang zur nächsten Schlucht. Ein kleines Schild in Richtung Rosport weist uns den Weg hinein. Sofort verschluckt uns wieder der Wald mit dem gewohnten Bild an Grün, Felsen und naturbelassenen Pfaden. Anschließend geht es über offene Felder und Wiesen nach Rosport, wo wir auch das Tudor-Schloss passieren, welches das entsprechende Tudor-Museum beheimatet.

Erster Tag: Sektion 2 von Rosport nach Born

Hinter dem Tudor-Schloss geht es weiter auf dem Mullerthal Trail. Erneut geht es durch Wald durch und anschließen am Wald entlang. Die Natur bleibt sich treu in ihrem Erscheinungsbild. Zusätzlich passieren wir die Marienwallfahrtskirche Girsterklaus, erbaut im 14. Jahrhundert. Von hier aus führt der Weg ins Tal des Girsterbaach. Hier befindet man sich schnell in der meiner Meinung nach schönsten Schlucht des Tages. Der Pfad zeigt sich vom üblichen Charakter, mehrfach überqueren wir den kleinen Bach. Wahnsinn wie sich Fels, Wasser und Bewuchs hier zusammentun, um eine so reichhaltige Schönheit zu bilden. Es ist anstrengend das Ganze Auf und Ab, aber jeder erkämpfte Zentimeter wird mit der tollen Landschaft belohnt.

Wir verlassen die Schlucht nach einem fordernden Aufstieg und erfreuen uns an den nicht mehr so steilen Passagen, welche uns wieder durch kleine Wäldchen und entlang von Feldern und Wiesen führen. Diesen folge ich noch ein ganzes Stück, begebe mich aber zum Ende hin ab vom eigentlichen Verlauf, da mein Campingplatz in Born ist, ein Stück vorm eigentlichen Ziel Moersdorf. Müde und erschöpft von rund 20 km Weg erreiche ich den Campingplatz „Camping Officiel“ in Born und schlage mein Lager direkt an der Sauer auf. Herrliches Fleckchen dieser Platz! 🙂

Zweiter Tag: Sektion 3 von Born nach Herborn

In Born mache ich einen Tag Ruhepause, weil die Temperatur bis annähernd 35 Grad ansteigt und das definitiv zu heiß ist für die kommenden Abschnitte, welche mehr über freies Feld führen. So geht es also am Morgen des dritten Tages weiter. Ich baue mein Lager ab, verstaue alles im Rucksack und ab geht es wieder auf den Trail. Zuerst wieder an der Sauer entlang von Born nach Moersdorf, das Stück welches mir auf dem offiziellen Weg ja noch fehlt.

In Moersdorf angekommen geht es vom Dorfplatz aus erst mal steiler bergauf zum Trail. Hier ist es essentiell den Hinweisschildern zu folgen. Diese sind stellenweise gut versteckt. Aufmerksamkeit ist hier angebracht. Am Ende finde ich aber doch den Weg in den Wald, welcher weiter bergauf führt. Anstrengend aber lohnenswert, denn am Ende des Aufstiegs wird man mit herrlichen Weitblicken belohnt. Der Weg lässt uns das nun auch genießen, führt er doch über Asphaltwege entlang Felder und Wiesen und vorbei an zahlreichen Windrädern nach Mompach. Der Wind weht angenehm auf der Anhöhe, was das Wandern bei erneut über 30 Grad wesentlich versüßt.

In Mompach mache ich eine kurze rast an der Bushaltestelle und genieße die Ruhe in dem kleinen Dörfchen. Nach gut 10 Minuten mache ich mich wieder auf den Weg. Dieser führt jetzt am Waldrand entlang nach Herborn, dem Ziel dieser Sektion. Irgendwann taucht man wieder in den Wald hinein, was bei dieser Hitze auch schwer angebracht ist. Mittlerweile habe ich rund 2 Liter Wasser verbraucht, was weit über dem Schnitt liegt.

Aus dem Wald raus kommend erblickt man bereits Herborn mit seiner auffälligen Kirche, welche die übrigen Bauten weit überragt. Entlang des asphaltierten Weges laufe ich gut gelaunt in Herborn ein, voller Vorfreude auf ein leckeres Mittagessen und der Aussicht auf mehr Wasser, da ich für die restlichen gut 10 km Weg nur noch einen Liter habe. Ich spreche den ersten Bürger an und traue meinen Ohren nicht bei dem was er erzählt. In Herborn gibt es keinen Supermarkt, keinen Kiosk, kein Café oder Restaurant… Nichts! Oder um die Worte des netten Herrn zu verwenden: „Herborn ist quasi tot…“.

Das kann wirklich nicht wahr sein! Es ist das Ende der Sektion 3 und im offiziellen Pocketguide steht nirgendwo ein Hinweis, dass man quasi nichts hier bekommt. Ein NoGo in meinen Augen. Mit nur einem Liter Wasser für rund 10 km Restweg bei über 30 Grad bin in quasi aufgeschmissen. Klar, ich kann irgendwo an einer Tür klingeln und nach Wasser fragen, aber dazu fehlt mir einfach die Lust. Ich blicke in den Pocketguide und lese, dass mich eigentlich nur noch Wald und Wiesen erwarten und am Ende der Echternacher See. Da mir die Aussicht auf am See liegen statt 10 km zum See laufen wesentlich erotischer erscheint, beschließe ich mir den Bus nach Echternach zu gönnen und mir die Stadt bei dem tollen Wetter genauer anzuschauen. So endet also mein Begehen der Route 1 mit einem angenehmen Stadtbummel durch das wunderschöne Echternach. Anschließend begebe ich mich zum Domizil für die Nacht, dem Camping Officiel Echternach.

Fazit zur Route 1 des Mullerthal Trail, Kleine Luxemburger Schweiz

Meine Erwartungen wurden voll und ganz bestätigt. Die Landschaft war auf Fotos und Videos schon beeindruckend. Wenn man aber auf den Wegen wandert, umgeben von mächtigen Felsen und dem satten Grün der Wälder mit ihrem zahlreichen Moos, dann ist es noch mal was ganz anderes. Man will jeden Meter stehen bleiben, genießen und versucht alles einzusaugen an Eindrücken und Reizen. Absolut toll! Aber auch stellenweise arg anstrengend.

Es macht sich jedoch ein nicht zu unterschätzendes Problem bemerkbar: Durch die feuchte Witterung der letzten Tage waren Steine und Gehölz glitschig und extrem rutschig. Mehrfach rutschte ich leicht aus, knickte auch ein, zwei Mal um. Gerade auf Wegen runter in und hinauf aus den Schluchten ist das stellenweise sehr gefährlich.

Der zweite Tag war mit seinen Weitblicken, Feldern, Wiesen etc eine willkommene Abwechslung nach dem großen Anteil Schluchten und Wälder des ersten Tages. Der Fakt dass man in Herborn quasi aufgeschmissen ist gibt aber Punktabzug. Hier sollte man besser informieren, damit die Besucher entsprechend planen und sich vorbereiten können.

Leider zogen in der Nacht schwere Gewitter auf, so dass die Wege noch vermatschter und schwieriger wurden. Ich unterhielt mich mit ein paar Einheimischen und man riet mir davon ab den Trail weiter zu machen, da es zu gefährlich wird auf den naturbelassenen Treppen in den Schluchten. Schweren Herzens ließ ich es also gut sein und verlege die Begehung der Route 2 und 3 auf das nächste Jahr.

Alles in allem war ich sehr angetan vom Mullerthal Trail und werde hoffentlich im Frühjahr 2016 ein paar Tage hier verbringen können, um den Rest noch mitzunehmen. Es stehen noch feine Burgen und Schlösser und viel beeindruckende Natur auf dem Zettel. Das gilt es defintiv zu erkunden. Der Mullerthal Trail ist meines Erachtens auch jeden Besuch wert!

 

Zusammenfassung der Tour

Ausgangs- und Endpunkt: Busbahnhof Echternach, Luxemburg
Strecke: Rund 40 km
Begangen im September 2015
Dauer: Zwei Tage mit jeweils 6-8 Stunden, je nach Tempo und Pausen
Schwierigkeit: Mittel bis schwer. Man braucht schon einiges an Kondition und Kraft. Für Anfänger nicht unbedingt die erste Wahl.
Wege: Asphalt, Kies und viele Naturpfade
Klettersteig: Nein
Rundweg: Die Route 1 startet und endet in Echternach, allerdings unterteilt in zwei Tagesetappen
Schwindelfreiheit: Stellenweise erforderlich
Trittsicherheit: Absolut erforderlich. Gerade auf Sektion 1 in den Schluchten ein absolutes Muss.
Ausschilderung: Sehr gut ausgezeichnet, Karte nicht notwendig
Wanderkarte/Literatur: Die Webseite zum Trail bietet sehr viele Informationen. Hier kann man sich auch Infomaterial inkl einer sehr guten Wanderkarte bestellen.

 

 

Jochen Califice

Frei und raus. Wandern, Outdoor, Sport. Und immer auf der Suche nach Herausforderungen und Spaß. In meinem Blog möchte ich das Erlebte festhalten und teilen. Inspirieren, motivieren, beraten. Und einfach genießen zu schreiben 🙂

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