Durch die Margarethenschlucht zur Burgruine Dauchstein

Feiertag, Sonnenschein, erträgliche 25° warm… Beste Voraussetzungen sich auf einen Abstecher in den Odenwald bei Mosbach, genauer gesagt Neckargerach und Binau zu begeben. Es erwarten uns hier schließlich eine herrliche Schlucht, eine Burgruine, der Neckar und schöne Ausblicke über den Odenwald. Na dann mal los… 🙂

Die Anfahrt zieht sich ein Bisserl, da es von der Autobahn runter gut 30 Minuten nur noch über Landstraßen und durch kleine Städtchen geht. Diese sind aber schon herrlich anzusehen, wie sie sich auf dem teilweise wenig Raum zwischen dem mäandernden Neckar und den Hängen des Odenwalds in die Landschaft schmiegen.

In Neckargerach angekommen gibt es erst mal leichte Verwirrung. In Google fand ich nur einen Friedhof im Ortsteil Guttenbach. Gemeint ist wohl aber der in Neckargerach an sich. Ist aber kein großes Problem. Ich wähle den Weg im Uhrzeigersinn und begebe mich über die Neckarbrücke mit tollem Blick auf den selbigen und auf Neckargerach, wo es am Bahnhof los geht. Entsprechend der Beschreibung überquere ich die Gleise und wundere mich auf der anderen Seite kurz. Zur Margarethenschlucht geht es rechts lang. Die Wegbeschreibung sagt mir jedoch, ich solle links weiter machen. Na gut, dann gehen wir mal Richtung Herzseite, was sich auch als richtig herausstellt…

Es geht ein Stück weit durchs Wohngebiet. Am Ende einer Sackgase betreten wir dann endlich „echte Natur“ in Form eines Pfades. Es geht bergauf zum ersten Aussichtspunkt oberhalb von Neckargerach. Etwas anstrengend das Ganze, aber geht nicht so lange. Am Ziel angekommen werde ich mit einer tollen Aussicht auf die Neckarschleife, Neckargerach und den Odenwald belohnt. Schon ein beeindruckendes Panorama. Die Lust auf mehr steigt. Ich mache die obligatorischen Aufnahmen, halte etwas inne und genieße den Moment und mache mich dann weiter auf dem Weg.

Ich folge den Schildern in Richtung Margarethenschlucht. Nach einem kurzen Stück entlang sonnengefluteten Feldern kommen wir zum Eingang in die Schlucht. Dort fällt mir gleich das Hinweisschild ins Auge, welches klar und deutlich darauf hinweist, dass Schwindelfreiheit, Trittsicherheit und ordentliches Schuhwerk dringend empfohlen werden. Tja was soll man sagen… Allein während ich das kurz lese ziehen zwei Familienausflüge vorbei, die es kurz lesen und sich dann in die Schlucht begeben. Mit Turnschuhen und Sneakern. Ich kann da nur mit dem Kopf schütteln wie leichtsinnig der Mensch sein kann. Anyway, die Schlucht…

…begrüßt uns erst mal mit Waldpfaden und ersten Eindrücken ihrer Schönheit. Der Weg führt langsam bergab, man wird dem Plätschern des Wassers gewahr. Man steigt nach kurzer Zeit richtig in die Schlucht ein und ist von Anfang an nur beeindruckt. Die Natur hat sich hier über Jahrhunderte hinweg hinreißend ihren Weg gebahnt. Für uns Menschen heißt es genießen, dankbar sein und Demut zeigen vor so viel Schönheit. Ich nehme die ersten Meter, dann ist ein Wechsel der Batterien meiner Kamera notwendig. Das nutze ich für eine kurze Vesper und etwas Pause, bevor es weiter geht auf dem Weg.

Ich folge der Schlucht bergab entlang des Pfades, welcher gut gesichert ist mit Drahtseilen. Das ist auch absolut notwendig, denn die Steine sind teilweise recht glitschig aufgrund des Wassers. Hin und wieder müssen auch größere Schritte gemacht oder der Rinnsal überquert werden. Spätestens jetzt weiß man, wieso die Infotafel am Eingang zur Schlucht so nachhaltige Warnhinweise aufzeigt. Das Ganze bleibt aber recht frei von größeren Anstrengungen, was einem mehr Raum lässt zum genießen des Naturschauspiels. Herrlich diese kleinen Wasserfälle, die Geröllformationen und die Gerüche, Geräusche, Frische und Stimmung in der Schlucht. Ich folge dem Weg und versuche so viel mitzunehmen wie es nur geht. Am Ende weiß ich, dass ich hier jederzeit wieder vorbei schauen möchte. Auch weil man am Ausgang von einem erneut atemberaubenden Ausblick auf die Neckarschleife mit E-Werk Schleuse, den Odenwald und das Umland belohnt wird. Einfach nur herrlich! 🙂

Ich folge dem Weg entlang der Gleise. Die Wegbeschreibung ist hier etwas wenig detailliert. Mit ein Stück weit Mitdenken und zusammenreimen kommt man aber doch auf dem gewollten Weg voran. Lediglich ein kleiner Fehler unterläuft mir als ich fast am E-Werk über den Neckar lande. Ist zum Glück nur ein kurzes Stück, in zwei Minuten bin ich wieder auf dem Ursprungsweg.
Ich komme an den Waldrand und mache mich auf in Richtung des Forstweges. Hier findet sich ein schattiges Plätzchen mit einer schönen Bank unter einem Baum. Ich entschließe mich zur Rast und dem Genießen der Farben um mich rum. Total schön was hier in der Sonne erstrahlt. Nach wenigen Minuten nehme ich den kurzen leichten Anstieg zum Forstweg und werde von einem feinen Panoramablick über die Umgebung rund um Binau begrüßt. Schön wie sich alles zusammenfügt zu einem harmonischen Ganzen. Ein schönes Stück Erde, ganz klar!

Weiter geht es auf dem Forstweg Richtung Waldrand. Dort angekommen geht bald bergab in Richtung Binau-Siedlung. Hier mache ich auf dem Weg die unangenehme Erfahrung, dass Streu arg rutschig werden kann. Zum ersten Mal haut’s mich etwas beim Wandern hin. Das linke Knie ist leicht abgeschürft, aber nix Nennenswertes. Ich bin nun aber etwas vorsichtiger. Der Weg wird eh gleich asphaltiert. Und ich nehme diesmal einen kleinen Umweg in Kauf, da das vor mir liegende Gestüt sehr nett aussieht. Anscheinend wohnt hier jemand vermögendes, es wirkt schon arg gesichert und nicht jeder scheint hier willkommen. Muss einsam sein hinter solchen Mauern 🙂

Der Weg führt mich durch Binau-Siedlung hindurch. Hier muss man genauer aufpassen um wieder auf den Weg in Richtung Ruine Burg Dauchstein zu gelangen. Ich finde die passende Straße mitten im Wohngebiet und komme nach einigen Minuten wieder auf die Bundesstraße. Hier geht es bald links ab in den Wald, ein Wegweiser zur Burg ist unser Helfer. Ich betrete einen kleinen Waldpfad und gelange nach wenigen Metern auch schon zur Burgruine.
Ja… was soll ich dazu sagen. Hübsch anzusehen. Also dieser Turm mit winzigem Vorplatz und dem wenigen was vom Rest übrig ist. Nach gut einer Minute hat man alles gesehen. Es wurde als ein Highlight der Tour gehandelt. Dafür ist es doch eher eine Enttäuschung. Leider aber auch die Wahrheit bezüglich dem Rest der Tour. Was nun folgt bietet keinerlei Hightlights mehr….

Der Weg führt mich nun zur Landstraße, entlang welcher ich nach Binau gelangen. Dort gehe ich direkt weiter, denn hier gibt es nicht viel mehr als das Binauer Schloss. Dieses mag ich mir aber nicht anschauen, es gibt angeblich nicht viel dort zu sehen. Also weiter die Landstraße entlang. Irgendwann kommt die in der Wegbeschreibung genannte Unterführung auf die andere Seite der Landstraße. Diese gehe ich lang. Auf der anderen Seite angekommen stehe ich vor einem Campingplatz. Laut Wegbeschreibung soll es nun rechts „entlang der Obstgärten“ weitergehen. Nur leider sind diese nicht zu finden, stattdessen die Ausläufer des Campingplatzes. Ich befrage den Betreiber, der zufällig gerade vorbei kommt. Er lacht kurz und meint nur „Die Obstgärten gibt es seit 40 Jahren nicht mehr!“. Na fein… Ist die Wegbeschreibung nun so veraltet oder ich zu doof? Egal, es geht weiter. Entlang eines Pfades am Neckar, parallel zur viel zu lauten Landstraße. Klar, der Neckar ist toll, es gibt auch ganz nette Stellen mit Blick drauf. Aber nach einer viertel Stunde bin ich absolut genervt vom Lärm der nahen Landstraße. Es wirkt ein Bisserl, als wurden hier Kilometer generiert, nur damit die Strecke an Weite gewinnt. Entspanntes Wandern geht einfach anders. Zu allem Überfluss knicke ich später auch noch mal um, weil neben dem Pfad ein kaum wahrnehmbarer kleiner Graben läuft. Auch hier passiert wieder nix, aber es schmerzt schon etwas die nächsten Minuten. Passt irgendwie zum Wegabschnitt. Dieser führt uns irgendwann erneut über die viel befahrene Landstraße. Nur diesmal keine Unterführung oder Brücke. Nö, es geht direkt drüber. Komme mir vor wie ein Frosch auf Wanderung…

Es sollte nun etwas steiler bergauf gehen auf einem Pfad. Ich entscheide mich aber direkt nach der tollkühnen Überquerung der Landstraße links abzubiegen, da der Knöchel noch etwas schmerzt und es mir daher zu anstrengend ist. Bringt auch nicht viel Unterschied, die beiden Wege führen in wenigen Minuten eh wieder zusammen. Und zwar fast direkt an der E-Werk-Schleuse. Diese führt uns über den Neckar auf das andere Ufer. Natürlich müssen wir hier erneut die viel genannte Landstraße direkt überqueren…

Die Schleuse bietet uns noch ein paar feine Ausblicke auf den Neckar und die Schleife. Technik-Fans werden sich auch an der Schleuse an sich erfreuen. Schon ein beeindruckendes Bauwerk an welchem alles irgendwie überdimensioniert wirkt. Lauter dicke Kabel, Ketten etc. Ist fix überquert und ich auf dem Weg die letzten Kilometer nach Neckargerach-Guttenbach. Begleitet von den Hängen entlang des Neckar erreiche ich das schöne Dorf und dort den Friedhof. Müde und von der Sommersonne angezählt erreiche ich mein Auto, atme noch ein Mal bewusst die Odenwald-Luft ein und mache mich dann auf den Heimweg, wo ich den Tag mit Freunden, deren Kids und leckerem Gegrilltem sehr zufrieden ausklingen lasse 🙂

Fazit zur Tour durch die Margarethenschlucht zur Burgruine Dauchstein

Ich bin etwas zwiegespalten. Es beginnt herrlich am Neckar, führt über nette Wege und Aussichten in die beeindruckende Margarethenschlucht. Diese alleine ist viel wert. Allerdings wird es danach teilweise arg langatmig und ohne echte Highlights. Klar, eine Burgruine ist immer was hübsches, allerdings hier arg klein. Der Neckar ist fein, die Landschaft toll, die E-Werk-Schleuse auch mal was anderes. Aber der allgegenwärtige Lärm der Landstraße hat es mir echt etwas verdorben. Irgendwann nervt es nur noch. Hätte ich vorher gewusst was mich erwartet, dann hätte ich an der Schleuse abgekürzt. Dann wäre es allerdings nur ein ausgiebiger Spaziergang mit Besuch in der Schlucht geworden. Auch nicht richtig Fisch noch Fleisch…
Ich sage mal, dass ich die Margarethenschlucht jederzeit wieder durchwandern würde! Die komplette Tour betrachtend würde ich es mir aber nochmal überlegen müssen. Mit einer kleinen Gruppe eher, da man dann mehr Unterhaltung hat auf den ereignislosen Passagen.

Zusammenfassung der Tour

Ausgangs- und Endpunkt: Bahnhof Neckargerach
Strecke: Rund 16 km
Begangen im Juni 2015
Dauer: Mit kleinen Pausen und gemächlichem Tempo ca. 4,5 Stunden
Schwierigkeit: Mittel. Nicht sonderlich anstrengend, aber in der Schlucht wird einem auch mal etwas abverlangt.
Wege: Waldwege, Schotterwege, Pfade am Neckar entlang. Aber auch viel Asphalt durch Wohngebiete.
Klettersteig: Nein, aber in der Schlucht stellenweise etwas hakelig.
Rundweg: Ja
Schwindelfreiheit: Außerhalb der Schlucht nicht erforderlich, in der Schlucht aber absolut notwendig
Trittsicherheit: Außerhalb der Schlucht alles kein Problem, in der Schlucht unabdingbar
Ausschilderung: Gibt es keine offizielle. Wer der Wegbeschriebung aufmerksam folgt und die Karte mit nimmt, sollte keine großen Probleme bekommen
Die GPX-Datei ist bei GPSies verfügbar: http://www.gpsies.com/map.do?fileId=jgqkpqbahawnmjvl
Eindrücke der Tour auf Youtube: https://www.youtube.com/watch?v=-bhYTOu20UM
Wegbeschreibung: Auf outdooractive

Gesamtstrecke: 17220 m
Maximale Höhe: 300 m
Minimale Höhe: 116 m
Gesamtanstieg: 1485 m
Gesamtabstieg: -1492 m
Download file: 20150604_margerethenschlucht_burgruine_dauchstein.gpx

Jochen Califice

Frei und raus. Wandern, Outdoor, Sport. Und immer auf der Suche nach Herausforderungen und Spaß. In meinem Blog möchte ich das Erlebte festhalten und teilen. Inspirieren, motivieren, beraten. Und einfach genießen zu schreiben 🙂

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